Am Montag, den 2.12. hatte ich meine erste Podiumsdiskussion, eingeladen vom Behindertenbeirat der Stadt. Landshut hat einen sehr starken Behindertenbeirat, und das in zweierlei Hinsicht. Er ist mit sehr vielen Mitwirkungsrechten ausgestattet, und das ist sehr gut so, damit die Belange unserer Mitbürger mit Behinderungen immer bestmöglich berücksichtigt werden. Und zweitens ist dieser Beirat in Landshut auch persönlich ungemein stark, mit seinem Vorsitzenden Herrn Stefan Tutsch, und seinen Mitgliedern. Beeindruckend, was dort auf den Weg gebracht wurde in Sachen Inklusion und allen Aspekten der Teilhabe.
Was sind meine Standpunkte zu diesem Thema? Inklusion fängt in den Köpfen an, und dies beginnt schon in der Schule. Aber nicht immer ist Inklusion die optimale Fördermöglichkeit, hier muss Wahlfreiheit herrschen, mit dem Ziel der bestmöglichen, individuellen Lösung.
Barrierefreiheit für den Alltag muss noch stärker Teil aller Planungsprozesse werden, und hierfür wäre ein „Kommunaler Aktionsplan zum Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum“, wie ihn auch die Staatsregierung vorschlägt, das richtige Instrument, denn so wird beim Wichtigsten angefangen und diese Priorisierung der Ziele und Maßnahmen gemeinsam und systematisch erarbeitet.
Was Wohnraum für Menschen mit Behinderungen angeht, so haben wir sehr gute Vorgaben im Art. 48 der Bayerischen Bauordnung (wonach ab drei Wohnungen mindestens eine davon bzw. ein Stockwerk barrierefrei gebaut werden muss), die aber auch umgesetzt werden müssen, damit wirklich genügend barrierefreie Wohnungen entstehen. Die Kontrolle dieser Vorgabe findet in Landshut aber bisher nur auf dem Papier statt.
Und schließlich die Beratung! Hier haben wir ja seit Neuem zwei Lotsen, und wir haben einen kundigen Behindertenbeauftragten. Nicht zu vergessen das tolle Angebot der Vereine in diesem Zusammenhang. Ferner gibt es zu baulichen Beratungen sehr konkrete, gut verfügbare Unterlagen und Normen, sowie sogar die Möglichkeit zur kostenlosen Beratung durch einen Architekten. Und wenn es doch mal ganz spezielle, individuelle Beratungsfragen sind, dann sind auch München und Straubing nicht aus der Welt.
Eines ist klar: Behinderte Mitmenschen haben es nicht leicht, und jede Möglichkeit, die wir ergreifen können, ihre Teilhabe zu verbessern, sollten wir im Rahmen des Möglichen und mit hoher Priorität nutzen.
Dieses und andere Slogans zieren seit neuem die Fahrräder der aktiven ÖDP’ler und der frisch gekürten StadtratskandidatInnen. Bei der Aufstellungsversammlung am Sonntag haben wir die Schilder an alle Interessierten ÖDP-Freunde verteilt. Für uns ÖDPler sind Fahrräder das bevorzugte Fortbewegungsmittel, und das nicht erst seit neuem. Klar ist: viele Mitmenschen brauchen zur Bewältigung des Alltags weiterhin auch Autos! Aber wir brauchen eben nicht den bedingungslosen, oft auch rücksichtslosen Vorrang dieses Verkehrsmittels wie jetzt. Jede zweite Autofahrt ist vermeidbar, und dann sind auch die Straßen leerer, für die Fahrräder, und die anderen Verkehrsteilnehmer.
Hier freue ich mich sehr über die einstimmige Nominierung zum „Spitzenkandidaten“ der ÖDP-Stadtratsliste am 8.11. in der Tafernwirtschaft Schönbrunn. Oberstes Ziel ist für mich, mich für die Bürger der Stadt Landshut einzusetzen. Als Oberbürgermeister oder als Stadtrat. Für die Stadtratswahl haben wir eine wirklich vielfältige und auch beindruckende Mannschaft aufgestellt. Sogar eine Wahlempfehlung der Tierschutzpartei wurde für die ÖDP ausgesprochen. Und als nette Überraschung gab es eine Krawatte in einer aussagekräftigen und modernen Farbe…
Auf dem niederbayerischen Bezirksparteitag der ÖDP in Pfarrkirchen vor zwei Wochen traf ich mit den amtierenden ÖDP-Bürgermeistern Edith Lirsch (Bürgermeisterin von Triftern) und Urban Mangold (2. Bürgermeister von Passau) zu einem kleinen Gedankenaustausch zusammen. Die beiden unbestechlichen Vollblutpolitiker zeigen in beispielhafter Weise, wie Verantwortung im Bürgermeisteramt durch Vertreter der Ökologisch Demokratischen Partei ausgeübt wird.
Hauptthemen des Gedankenaustausches waren Verkehrs- und Energiewende und Maßnahmen gegen den Flächenfraß. Sehr angetan bin ich von dem einstimmen Beschluss des Bezirksparteitages, keinerlei Waldrodungen mehr für Gewerbegebiete zuzulassen. Diese Forderung wurde auch im Bezirkstag von der ÖDP eingebracht, und sie sollte jede Form von Baugebieten beinhalten. Wälder sind unsere wirksamste Waffe gegen den Klimawandel, sie dem Flächenfraß zu opfern ist nichts anderes als eine Bankrotterklärung von Landesplanung und Raumordnung. Wir brauchen mehr Wälder und weniger neue Gewerbeflächen, und das muß auch planerisch realisierbar sein. Und speziell für Landshuter Verhältnisse müsste man diese Form von „Tabuzonen für Flächenfraß“ auch auf geschützte Naturschutzareale und auf Flächen mit schon lange bestehenden Ökolandbau ausdehnen. Diese Flächen brauchen wir ebenso wie Wälder für unsere Daseinsvorsorge – sie stehen schlichtweg nicht zur Disposition.
Vergangenen Sonntag war ich auf der Niederbayernschau, mit einigen sehr gut gemachten Ständen zur heimischen Fauna, die wir besichtigt haben, z.B. vom Landesfischereiverband zur Durchgängigkeit der Isar. Im Stadtgebiet hat die ÖDP hierzu ja einen wichtigen Beitrag geleistet mit der von Elke März-Granda vorgeschlagenen Fischtreppe an der Mühleninsel.
Schön, dass es Bio- und vegane Verköstigung gab. Immerhin trägt Landshut – übrigens auch dank erfolgreichem ÖDP-Antrag – den Titel als „Biostadt“. Aber die Information zu diesem lobenswerten Angebot ist noch ausbaufähig, damit man es auch findet bzw. nicht nur, wenn man gezielt danach sucht
Und die zugeparkten Wiesen und die Blechlawine über die Konrad-Adenauer-Brücke erscheinen mir auch wie ein Ding der Vergangenheit. Anreise mit dem Zug plus Shuttle-Service, oder Park+Ride wären hier ausbaufähige Alternativen. Hier sollten die auswärtigen Gäste besser gelenkt und durch entsprechende Angebote umweltfreundlicher zur Messe gebracht werden, denn diese will ja sicher auch in dieser Hinsicht ein Aushängeschild für die Region sein.
Nach der Veranstaltung „Wachstums(t)räume“ im Bernlochner ging es rüber zum 1. CSD am Ländtorplatz. Angesichts der Geschichte, und der Situation in der Welt, finde ich diese Feier der persönlichen Freiheit wichtig und gut, und bin daher gern hingegangen. Und habe „tierisch interessante“ Leute getroffen (siehe Bild).
Von der Bernlochner-Veranstaltung an dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung: Wachstum ist steuerbar, das zeigen die Beispiele aus Freising und München. Und es kann von einer klug agierenden Kommune auch begrenzt werden auf ein vernünftiges Maß. Und: Freising käme nicht auf die Idee, Naturschutzareale zu verbauen.
Regenbogen über dem Freisinger Bahnhof bei meiner Heimfahrt am Mittwoch.
Kommt jetzt endlich eine bessere Zeit für die Bahn? Zunächst einmal: so schlecht, wie sie immer gemacht wird, ist sie nicht. Am lautesten schimpfen die Leute über die Bahn, die eine Ausrede dafür suchen, dass sie sie nicht benutzen.
Aber wie viel mehr Verkehr könnte auf der Schiene sein, wenn man nicht diese völlig einseitige Förderung des Auto- und Flugverkehrs betrieben hätte. Ich freue mich auf mehr Bahnverbindungen, neue Schienenstrecken, Vorfahrt für Bahn, Bus, Fahrrrad, den Verkehrsmitteln der Zukunft. Da steckt (sinnvolles!) Wachstum drin. 40% CO2-Einsparung erreichen wir nicht mit einer Verkehrswende auf Basis eines „Weiter so“.
Leider konnte ich am Weltklimatag nicht in Landshut sein und die Veranstaltung aktiv unterstützen. Ich war gleichzeitig als Teilnehmer und Redner auf einer wissenschaftlichen Tagung in Norditalien, auf der es unter anderem um die Folgen des Klimawandels auf Fauna und Flora ging. Unter anderem berichteten dort amerikanische Kollegen von der großen Zahl endemischer Arten, die weltweit durch Raubbau am Regenwald bedroht sind.
Auf der Tagungsexkursion besichtigten wir zwei bereits extrem stark geschrumpfte Gletscher, die in den nächsten Jahrzehnten ganz verschwinden werden. Mehrere Arten sind in diesem Naturpark in den letzten Jahren auch schon regional ausgestorben, weil selbst die höchsten Berggipfel dort zu warm geworden sind.
Diese Eindrücke stimmen mich sehr nachdenklich.
Wenn wir nicht endlich viel ernsthaftere Maßnahmen unternehmen, den Klimawandel zu stoppen, kommt es in vielen Ökosystemen zu einer Katastrophe. Auch für uns Menschen! Der Tagungsort Fiera die Primiero wurde vor einem Jahr von einem regionalen Sturm und einem begleitenden Hochwasser heimgesucht, die schwere Verwüstungen hinterließen. Meine An- und Rückreise zur Tagung erfolgte übrigens selbstverständlich klimaneutral. Was die regierenden Parteien jetzt als Lösungen entwickelt haben, wäre schon vor 20 Jahren zu wenig gewesen. Ganz offenbar haben sie immer noch nicht wirklich verstanden, was auf dem Spiel steht.
Wir hatten zum Thema „Bäume in der Stadt“ zu einer Radltour geladen, und fast 50 Teilnehmer konnten die beiden Stadträtinnen Christine Ackermann und Elke März-Granda und ich bei bestem Spätsommerwetter begrüßen. Ungefähr genauso viele Bäume wurden in einer etwa zweistündigen Radlsafari durch den städtischen Baumbestand erkundet. Das entspricht auch etwa dem Verhältnis von Baum zu Einwohner in den meisten deutschen Städten, und wird wohl auch für Landshut so stimmen (wo man zwar die Zahl der Einwohner ziemlich genau kennt, nicht aber die genaue Zahl der Bäume): also etwa ein Baum pro Einwohner – Waldflächen nicht mitgerechnet.
Gleich am Ausgangspunkt plädierte ich für eine stärkere Berücksichtigung seltener heimischer Bäume wie der Flatterulme. Die kerngesunden Exemplare rund um das Bahnhofsgebäude zeigen, dass diese Baumart für städtische Verhältnisse sehr gut geeignet sei. An erster Stelle sollten solche seltenen heimischen Arten verstärkt berücksichtigt werden, und an zweiter Stelle durch frostharte südeuropäische Arten ergänzt werden, wie den entlang der Route besichtigten Silberlinden, Flaum-, Zerr- und Ungarischen Eichen und der Manna-Esche.
Auch die „Netzwerkplatane“ wurde besichtigt, mit ihren 3,92 Metern Stammumfang ein echter Gigant. Studien der TU München haben ergeben, dass eine 75jährige Platane einer jährlichen Kühlleistung von 92.000 Kilowattstunden entspricht. Mit ihrer ausladenden Krone trägt diese Hybridplatane also wesentlich zu einem gesünderen Kleinklima am Bahnhofsvorplatz und im Netzwerkgebäude bei. Die zahlreichen weiteren Leistungen von Bäumen (pro Baum und Jahr) sind ebenfalls beachtlich: etwa 30 Kilogramm Kohlendioxid wird in Holz und Wurzeln festgelegt. Auch werden durch die Blätter stolze zwei Gramm Feinstaub gebunden. Ferner werden etwa 300 Liter Regenwasser zurückgehalten – durch „Interzeption“ in der Krone und Versickerung im Boden. Auch sehr wichtig: der Spiegel des Stresshormons Cortisol kann durch den Kontakt mit Bäumen nachweislich um 25 bis 50% gesenkt werden, was man heute als „Waldbaden“ bezeichnet und bei Bertold Brecht noch als „Menschenfreude“ beschrieben wurde. Die Nutzholzfunktion gibt es obendrein nach der Fällung und erzeugt wertvolle, klimaneutrale Energie. Aber die Fällung von Stadtbäumen sollte immer vorher gut geprüft werden.
ÖDP-Radlsafari: Station Weisstanne
ÖDP-Radlsafari Station Netzwerk/Platane
Die Lebensraumfunktion der Bäume konnte ich anhand der winzigen Larven der Gitternetz-Platanenwanze erläutern, deren filigrane Schönheit sich freilich erst unter einer Lupe dem Betrachter erschließt. „Die Gitternetz-Wanze an der Netzwerkplatane“ zeigt somit auf, dass dieser Baum auch einen Beitrag gegen das Insektensterben leistet. Er ist durch die Baumschutzsatzung aus gutem Grund geschützt und sollte keinesfalls drei Parkplätzen weichen dürfen.
Leider ist der seit 1987 in der Stadt bestehende Baumschutz jedoch etwas, das immer wieder im Vollzug erkämpft werden muss – die beiden Stadträtinnnen konnten ein Lied davon singen. Illegale Fällungen und eine große Zahl von Genehmigungen für Fällungen (2017 waren es 394 Befreiungen) sorgen dafür, dass der Baumbestand unter Druck ist. Bei Baustellen ist es sehr wichtig, wirkungsvolle technische Schutzmaßnahmen einschließlich des Wurzelraumes vorzusehen und den Baumerhalt in den Baubescheid aufzunehmen. Sonst steht der Baumschutz nur auf dem Papier, und die Bäume werden verstümmelt oder ramponiert, und müssen dann später doch gefällt werden.
Dass Baum und Boden eine Einheit darstellen, sah man an einer absterbenden Roteiche in Nachbarschaft der Platane. In der viel zu kleinen Baumscheibe kann sich weder Bodenleben entwickeln noch genügend Wasser versickern, und beides braucht der Baum. In den immer stärker verdichteten Städten bleibt zu wenig Raum für Bäume und Natur – die aber auch unsere Lebensgrundlage ist, und im Klimawandel noch an Bedeutung gewinnt. Etwa drei Grad beträgt der Unterschied zwischen einer Fläche mit und einer ohne Bäumen im Mittel, und im Extremfall an heißen Tagen sogar bis zu 10 Grad.
Fast mystisch vor dem alten Kirchengemäuer der Christuskirche wirkten gleich drei bemerkenswerte Baumarten, der älteste Gingko-Baum Landshuts, von der Stadt als Naturdenkmal ausgewiesen, eines von derzeit 86 Naturdenkmälern im Stadtgebiet bzw. 394 Einzelbäumen mit diesem Schutzstatus (manche sind als Gruppe geschützt, wie die 52 Flatterulmen der Ringelstecherwiese). Als Baumgattung ist der Gingko 250 Millionen Jahr alt und kam vor 30 Millionen Jahren noch in Europa vor. Seine Schädlinge, aber auch sonstige an ihm lebende Arten hat er längst überlebt. Weil in der Zeit seiner Entwicklung viel Vulkanismus herrschte, kommt er sehr gut mit schlechter Luft zurecht.
Gleich neben dem Gingko stehen zwei amerikanische Zürgelbäume und eine Lawson-Scheinzypresse. Dieser Nadelbaum, meist als Heckenkonifere gepflanzt, zeigt hier sein Potenzial als echter Waldbaum, der in seiner westamerikanischen Heimat bis 60 Meter hoch und für Kanus und Totempfähle verwendet wird. Der Bedarf daran ist zwar in Landshut „überschaubar“, aber das Holz dennoch vielseitig verwendbar und im Außenbereich haltbar.
Alle Sinne werden von den Bäumen angesprochen, auch der Geruchssinn, wie beim Röcklturm erfahren wurde. Die zerriebenen, bereits trockenen (also braunen) Fallaub-Blätter des auch als „Pfannkuchenbaum“ bezeichneten Katsurabaumes verströmen diesen leckeren Duft, wie wir uns vergewissern konnten.
Auch einige gefällten Bäume wurden besichtigt, wie die Sibirische Ulme in der Papiererstraße, die noch dazu zur Hälfte auf Stadtgrund gestanden hatte. Hier sollte als Ersatz eine Flatterulme gepflanzt werden, wie ich finde. Sie wäre eine wesentliche Bereicherung für Stadtbild und das Stadtklima, oder mit anderen Worten: eine Zierde für den Platz vor dem Hotel, sowie ein Schatten-, Sauerstoff- und Luftfeuchte-Spender. Dass sie einmal im Jahr ihre Samen abwirft, von manchen Leuten irrig als „Dreck machen“ bezeichnet, sollte dank der Erfindung des Besens eigentlich kein allzu großes Problem sein – außerdem binden Bäume in Wirklichkeit Dreck (Feinstaub!) – siehe oben.
Schräg gegenüber zeigte eine schlanke, hochgewachsene Blaufichte uns eindrucksvoll, auf welch schmalen Flächen vitale und stadtbildprägende Bäume noch wachsen können, wenn ihr Wurzelraum ausreichend sei. Das sind ausdrücklich auch Nadelbäume, denn sie böten im Winter den Vögeln einen Lebensraum (zum Beispiel dem winzigen Wintergoldhähnchen oder dem Fichtenkreuzschnabel). Besichtigt wurden als Beispiele für stattliche Nadelbäume Exemplare von Gemeiner Fichte, Stechfichte, Douglasie, Coloradotanne und Weißtanne. Letzterer Baum leidet allerdings in der Stadt nach wie vor unter der Luftverschmutzung. Auch im Winter binden Nadelbäume Staub und schirmen Lärm ab – immerhin 0,2 Dezibel pro Meter Pflanzreihe.
Hier erklärte ich, warum das Waldsterben ein Sieg von „David gegen Goliath“ gegen eine vorher ausgehandelte Absprache von Schwerindustrie und Politik war, um dieser teure Entschwefelungsanlagen zu ersparen, die beim Verbrennen von Kohle Schwefeldioxid herausfilternd. Erst der Bürgeraufstand aus Sorge um den geschädigten Wald brachte die damalige Bundespolitik dann zur Vernunft. Ohne diesen Aufstand wären zweifellos die Schäden weit gravierender ausgefallen – die damaligen Warnungen waren also keineswegs unberechtigt, sondern im Gegenteil sehr wirkungsvoll. Parallelen zu heutigen Umweltthemen sind nicht ganz zufällig.
Die vorletzte Station führte zu der dicksten Flatterulme Landshuts im wunderbaren Park der Nikolakirche. Sie hat sogar die Bombardierung des nahegelegenen Bahnhofs zum Ende des zweiten Weltkriegs überstanden und strotzt mit ihren 4,32 Metern Umfang nur so vor Vitalität. Nur an dieser Baumart leben die hübsche Hahnkammgallmilbe und der Ulmenblattfloh. Ich konnte lobend erwähnen, dass die Stadt seit einigen Jahren verstärkt diese Baumart pflanzt, besonders entlang der Isar-Radwege. Sie sind kerngesund und sehr wüchsig und haben auch die Trockensommer gut überstanden.
Den Abschluss der Baumführung bildete eine recht unscheinbare Manna-Esche am Kopf der Bahnhofsüberführung. Der in Südeuropa heimische Baum blüht und duftet im Juni und ist dann wesentlich auffälliger. Da er gegen das Eschentriebsterben nicht empfindlich ist, sollte er verstärkt berücksichtigt werden, gerade dort, wo die Bäume nicht zu hoch werden sollen. Das wäre dann ja etwas für das Isargestade, da man Flatterulmen da ja zu hoch fand, und mit den seither gepflanzten Rotblühenden Rosskastanien und auch den jetzt gepflanzten Kirschen wohl nicht zu viel Freude haben wird.
In Europa heimische Baumarten sollten bevorzugt werden, da deren angepasste Fauna leichter ihrem Wirtsbaum zu uns folgen kann als bei einem Exoten aus fernen Kontinenten – Ausnahmen bestätigen aber die Regel, siehe Netzwerk-Platane (eine in Westeuropa entstandene Hybridbaumart aus Amerikanischer und Europäischer Platane) und die aus Amerika stammende Gitternetzwanze. Ganz wichtig ist auch eine Vielfalt an Bäumen, um Schädlingen das Leben schwer zu machen.
Mit sehr vielen positiven Aspekten des Baumschutzes in der Stadt und dem gemeinsamen Wunsch, eher mehr als weniger Bäume in der Stadt zu wollen, entließen wir nach dieser klimaneutralen Radlsafari die Teilnehmer in den Sommerabend. Wir haben viele spannende Bäume besucht, manches über Baumschutz gehört, und vor allem auch über die Leistungen der Bäume für den Lebensraum von uns Menschen. Ich will als OB das Wachstumsziel von mindestens 1000 neuen Bäumen in den ersten zwei Jahren umsetzen, um Landshut fit für den Klimawandel zu machen und als „lebenswertes Landshut“ (unser Wahlkampfmotto) zu erhalten.
Gemeinsam mit dem Lokalfernsehen waren Agnes Becker, „Bienenretterin“ und Initiatorin des Artensterbens-Volksbegehrens und Dr. Andreas Segerer, renommierter Insektenforscher und Buchautor, die Auloherin und Stadträtin Christine Ackermann und meine Wenigkeit gestern in der Ochsenau. Beiden Gästen hat es sehr gut gefallen und sie waren sehr beeindruckt von diesem höchstgradig wertvollen Lebensraum und seiner hohen Insektenvielfalt und Aktivität auf dieser zusammenhängenden Fläche. Laut Andreas Segerer hat es bereits einen Rückgang solcher Magerrasen um 97% gegeben, und meist sind nur noch kleine Flächen als Inseln erhalten geblieben. Beide forderten daher mit Nachdruck, die gesamte Ochsenau zu erhalten, und geplante Bebauungen lieber auf nicht schützenswerten und gesetzlich geschützten Flächen durchzuführen. Wir brauchen solche Flächen in Zeiten des Insektensterbens dringender denn je. Andreas Segerer betonte noch, dass er keine einzige Fläche kenne, wo die so genannten Ausgleichsflächen auch nur annähernd an die Qualität der zerstörten Fläche heranreiche. Agnes Becker erinnerte daran, dass es nach dem erfolgreichsten Volksbegehren in der Geschichte Bayerns nicht mehr angehen könne, dass die Kommunen den Arten- und somit auch den Flächenschutz nicht konsequent ernst nehmen. Sie lud jeden ein, der für die Bebauung der Ochsenau sei, diese Fläche einmal selbst in Augenschein zu nehmen und sich von der Artenvielfalt und dem Blüten- und Insektenreichtum gefangen nehmen zu lassen. Diesen Naturschatz als Landshuter Naturerbe wollen wir also unbedingt erhalten, auch und gerade für die Landshuter Bürger.