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3. Podiumsdiskussion „Im Westen nichts (oder viel?) Neues?“

Heute war die dritte Podiumsdiskussion, dankenswerter Weise organisiert vom Frauenbund St. Pius und äußerst gut besucht. Es ging um Themen des Landshuter Westens.

Am Anfang konnte ich mir ein Statement nicht verkneifen, dass diese Podiumsdiskussionen so immens wichtig sind für die Meinungsbildung der Wähler, zumal ja die Presse zum Teil offenbar den Eindruck hat bzw. erweckt, seit Monaten, dass die Wahl schon gelaufen sei. D.h., wer denn mutmaßlich in die Stichwahl kommt, wenn dann auch letztlich aussichtlos gegen den Amtsinhaber. Die Umfragen, die da veröffentlicht wurden, habe ich mir erlaubt, kritisch zu hinterfragen. Schon allein angesichts des Zeitpunktes – da standen noch nicht einmal alle Kandidaten fest – und auch Umfrage-methodisch, hinsichtlich statistischer Belastbarkeit und weiterer wichtiger Aspekte.

In der Diskussion ging es dann also v.a. um den Landshuter Westen, auch wenn die Zuschauer völlig zu Recht mehrfach daran erinnern mußten. Zuerst angesprochen wurde das Thema Nahversorgung (hier kam dann meinerseits die „grüne Wiese“ „Landshut Park“ ins Spiel, die schon mehrere Ortsteil-Supermärkte auf dem Gewissen hat, und mein Ziel einer Stadt der kurzen Wege mit Begegnung- und Einkaufsorten mit Aufenthaltsqualität, die die Stadt auch stadtplanerisch erschaffen muß) und zweitens der Verkehr. Meine Botschaft: Wiedereinführung einer Tram oder einer Stadtbahn, vergleiche Regensburg (einstimmiger Beschluss des Stadtrats), kostet als Eigenanteil 30 Millionen, das ist dann auch nicht mehr als die Westtangente realistischer Weise kosten wird und bringt den Bürgern viel mehr, und dies klimafreundlich und unfallfrei. Ergänzt durch klug platzierte Radwege. Bei 58% Quell -und Zielverkehr-Anteil an dem Verkehr, den die Westtangtente aufnehmen soll, die bessere Alternative, denn das belastet keine Stadtviertel neu mit Verkehrslärm und Abgasen. Eine Radl-Schnellstraße habe ich ebenso ins Spiel gebracht wie mehr sichere Radwege, einschließlich einem am Kutschenreuther-Weg, wo bisher ein Schildbürgerstreich in bester Landshut-Manier einen solchen Weg verhindert hat

A propos Bürgerentscheid: es gab ja nun schon zwei davon zur Westtangente (2012 und 2017), und meines Erachtens fehlte es dem zweiten von 2017 rechtlich gesprochen an der nötigen Bestimmtheit, denn den Wählern war gar nicht klar, ob und wie die Westtangente weitergeführt werden kann, und das ist ja eine entscheidende Frage, die mittlerweile auch das Lager der Befürworter dieser Straße entzweit. Also: plebiszitäre Demokratie ja, sogar viel mehr davon, aber bitte mit der nötigen Transparenz der Voraussetzungen, Folgen und Kosten über das, was da zur Abstimmung steht, und mit ganz klar und auch nicht tendenziös-suggestiv formulierten Fragen. Zur Westtangente brauchen wir dann einen dritten Bürgerentscheid, auf dieser Grundlage, das ist klar.

Als weiteres Thema ging es als Frage aus dem Publikum um Hochwässer. Hier brauchen wir klügeren Hochwasserschutz. Ich halte Wasserrückhalt in den Auwäldern isaraufwärte von Landshut im Hochwasserfall für eine Win-Win-Situation: der Auwald wird revitalisiert, und das Wasser in der Fläche gehalten. Wir müssen bloß entsprechende, kontrollierte Ausleitungen von Hochwasser in den Auwald einrichten. Die Wasserwirtschaftler können so was.

Wir sollten aber auch das Wasser durch zu viel Versiegelung nicht gar so schnell aus der Fläche wegleiten, denn auch zu wenig Wasser wird in Zukunft ein – sogar sehr großes – Thema sein. Hier passieren zur Zeit viele Fehlplanungen, die zu wenig unsere Ressourcen schonen, und eine der wichtigsten davon ist nun mal das Wasser. Ganz zu schweigen davon, dass manche dieser „Nachverdichtungen“ wirklich städtebaulich sehr sehr häßlich und deplaziert sind. „Man kann auch übertreiben“ – daher: maßvolle Nachverdichtung.

Insgesamt eine interessante Veranstaltung, bei der die verschiedenen Herangehensweisen und Schwerpunktsetzungen der Kandidaten den Zuhörern sicherlich deutlich wurden.

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Weniger Auto ist mehr Fahrrad

Dieses und andere Slogans zieren seit neuem die Fahrräder der aktiven ÖDP’ler und der frisch gekürten StadtratskandidatInnen. Bei der Aufstellungsversammlung am Sonntag haben wir die Schilder an alle Interessierten ÖDP-Freunde verteilt. Für uns ÖDPler sind Fahrräder das bevorzugte Fortbewegungsmittel, und das nicht erst seit neuem. Klar ist: viele Mitmenschen brauchen zur Bewältigung des Alltags weiterhin auch Autos! Aber wir brauchen eben nicht den bedingungslosen, oft auch rücksichtslosen Vorrang dieses Verkehrsmittels wie jetzt. Jede zweite Autofahrt ist vermeidbar, und dann sind auch die Straßen leerer, für die Fahrräder, und die anderen Verkehrsteilnehmer.

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Radlsafari zu Landshuter Stadtbäumen

Wir hatten zum Thema „Bäume in der Stadt“ zu einer Radltour geladen, und fast 50 Teilnehmer konnten die beiden Stadträtinnen Christine Ackermann und Elke März-Granda und ich bei bestem Spätsommerwetter begrüßen. Ungefähr genauso viele Bäume wurden in einer etwa zweistündigen Radlsafari durch den städtischen Baumbestand erkundet. Das entspricht auch etwa dem Verhältnis von Baum zu Einwohner in den meisten deutschen Städten, und wird wohl auch für Landshut so
stimmen (wo man zwar die Zahl der Einwohner ziemlich genau kennt, nicht aber die genaue Zahl der Bäume): also etwa ein Baum pro Einwohner – Waldflächen nicht mitgerechnet.

Gleich am Ausgangspunkt plädierte ich für eine stärkere Berücksichtigung seltener heimischer Bäume wie der Flatterulme. Die kerngesunden Exemplare rund um das Bahnhofsgebäude zeigen, dass diese Baumart für städtische Verhältnisse sehr gut geeignet sei. An erster Stelle sollten solche seltenen heimischen Arten verstärkt berücksichtigt werden, und an zweiter Stelle durch frostharte südeuropäische Arten ergänzt werden, wie den entlang der Route besichtigten Silberlinden, Flaum-, Zerr- und Ungarischen Eichen und der Manna-Esche.

Auch die „Netzwerkplatane“ wurde besichtigt, mit ihren 3,92 Metern Stammumfang ein echter Gigant. Studien der TU München haben ergeben, dass eine 75jährige Platane einer jährlichen Kühlleistung von 92.000 Kilowattstunden entspricht. Mit ihrer ausladenden Krone trägt diese Hybridplatane also wesentlich zu einem gesünderen Kleinklima am Bahnhofsvorplatz und im Netzwerkgebäude bei. Die zahlreichen weiteren Leistungen von Bäumen (pro Baum und Jahr) sind ebenfalls beachtlich: etwa 30 Kilogramm Kohlendioxid wird in Holz und Wurzeln festgelegt. Auch werden durch die Blätter stolze zwei Gramm Feinstaub gebunden. Ferner werden etwa 300 Liter Regenwasser zurückgehalten – durch „Interzeption“ in der Krone und Versickerung im Boden. Auch sehr wichtig: der Spiegel des Stresshormons Cortisol kann durch den Kontakt mit Bäumen nachweislich um 25 bis 50% gesenkt werden, was man heute als „Waldbaden“ bezeichnet und bei Bertold Brecht noch als „Menschenfreude“ beschrieben wurde. Die Nutzholzfunktion gibt es obendrein nach der Fällung und erzeugt wertvolle, klimaneutrale Energie. Aber die Fällung von Stadtbäumen sollte immer vorher gut geprüft werden.

Die Lebensraumfunktion der Bäume konnte ich anhand der winzigen Larven der Gitternetz-Platanenwanze erläutern, deren filigrane Schönheit sich freilich erst unter einer Lupe dem Betrachter erschließt. „Die Gitternetz-Wanze an der Netzwerkplatane“ zeigt somit auf, dass dieser Baum auch einen Beitrag gegen das Insektensterben leistet. Er ist durch die Baumschutzsatzung aus gutem Grund geschützt und sollte keinesfalls drei Parkplätzen weichen dürfen.

Leider ist der seit 1987 in der Stadt bestehende Baumschutz jedoch etwas, das immer wieder im Vollzug erkämpft werden muss – die beiden Stadträtinnnen konnten ein Lied davon singen. Illegale Fällungen und eine große Zahl von Genehmigungen für Fällungen (2017 waren es 394 Befreiungen) sorgen dafür, dass der Baumbestand unter Druck ist. Bei Baustellen ist es sehr wichtig, wirkungsvolle technische Schutzmaßnahmen einschließlich des Wurzelraumes vorzusehen und den Baumerhalt in den Baubescheid aufzunehmen. Sonst steht der Baumschutz nur auf dem Papier, und die Bäume werden verstümmelt oder ramponiert, und müssen dann später doch gefällt werden.

Dass Baum und Boden eine Einheit darstellen, sah man an einer absterbenden Roteiche in Nachbarschaft der Platane. In der viel zu kleinen Baumscheibe kann sich weder Bodenleben entwickeln noch genügend Wasser versickern, und beides braucht der Baum. In den immer stärker verdichteten Städten bleibt zu wenig Raum für Bäume und Natur – die aber auch unsere Lebensgrundlage ist, und im Klimawandel noch an Bedeutung gewinnt. Etwa drei Grad beträgt der Unterschied zwischen einer Fläche mit und einer ohne Bäumen im Mittel, und im Extremfall an heißen Tagen sogar bis zu 10 Grad.

Fast mystisch vor dem alten Kirchengemäuer der Christuskirche wirkten gleich drei bemerkenswerte Baumarten, der älteste Gingko-Baum Landshuts, von der Stadt als Naturdenkmal ausgewiesen, eines von derzeit 86 Naturdenkmälern im Stadtgebiet bzw. 394 Einzelbäumen mit diesem Schutzstatus (manche sind als Gruppe geschützt, wie die 52 Flatterulmen der Ringelstecherwiese). Als Baumgattung ist der Gingko 250 Millionen Jahr alt und kam vor 30 Millionen Jahren noch in Europa vor. Seine Schädlinge, aber auch sonstige an ihm lebende Arten hat er längst überlebt. Weil in der Zeit seiner Entwicklung viel Vulkanismus herrschte, kommt er sehr gut mit schlechter Luft zurecht.

Gleich neben dem Gingko stehen zwei amerikanische Zürgelbäume und eine Lawson-Scheinzypresse. Dieser Nadelbaum, meist als Heckenkonifere gepflanzt, zeigt hier sein Potenzial als echter Waldbaum, der in seiner westamerikanischen Heimat bis 60 Meter hoch und für Kanus und Totempfähle verwendet wird. Der Bedarf daran ist zwar in Landshut „überschaubar“, aber das Holz dennoch vielseitig verwendbar und im Außenbereich haltbar.

Alle Sinne werden von den Bäumen angesprochen, auch der Geruchssinn, wie beim Röcklturm erfahren wurde. Die zerriebenen, bereits trockenen (also braunen) Fallaub-Blätter des auch als „Pfannkuchenbaum“ bezeichneten Katsurabaumes verströmen diesen leckeren Duft, wie wir uns vergewissern konnten.

Auch einige gefällten Bäume wurden besichtigt, wie die Sibirische Ulme in der Papiererstraße, die noch dazu zur Hälfte auf Stadtgrund gestanden hatte. Hier sollte als Ersatz eine Flatterulme gepflanzt werden, wie ich finde. Sie wäre eine wesentliche Bereicherung für Stadtbild und das Stadtklima, oder mit anderen Worten: eine Zierde für den Platz vor dem Hotel, sowie ein Schatten-, Sauerstoff- und Luftfeuchte-Spender. Dass sie einmal im Jahr ihre Samen abwirft, von manchen Leuten irrig als „Dreck machen“ bezeichnet, sollte dank der Erfindung des Besens eigentlich kein allzu großes Problem sein – außerdem binden Bäume in Wirklichkeit Dreck (Feinstaub!) – siehe oben.

Schräg gegenüber zeigte eine schlanke, hochgewachsene Blaufichte uns eindrucksvoll, auf welch schmalen Flächen vitale und stadtbildprägende Bäume noch wachsen können, wenn ihr Wurzelraum ausreichend sei. Das sind ausdrücklich auch Nadelbäume, denn sie böten im Winter den Vögeln einen Lebensraum (zum Beispiel dem winzigen Wintergoldhähnchen oder dem Fichtenkreuzschnabel). Besichtigt wurden als Beispiele für stattliche Nadelbäume Exemplare von Gemeiner Fichte, Stechfichte, Douglasie, Coloradotanne und Weißtanne. Letzterer Baum leidet allerdings in der Stadt nach wie vor unter der Luftverschmutzung. Auch im Winter binden Nadelbäume Staub und schirmen Lärm ab – immerhin 0,2 Dezibel pro Meter Pflanzreihe.

Hier erklärte ich, warum das Waldsterben ein Sieg von „David gegen Goliath“ gegen eine vorher ausgehandelte Absprache von Schwerindustrie und Politik war, um dieser teure Entschwefelungsanlagen zu ersparen, die beim Verbrennen von Kohle Schwefeldioxid herausfilternd. Erst der Bürgeraufstand aus Sorge um den geschädigten Wald brachte die damalige Bundespolitik dann zur Vernunft. Ohne diesen Aufstand wären zweifellos die Schäden weit gravierender ausgefallen – die damaligen Warnungen waren also keineswegs unberechtigt, sondern im Gegenteil sehr wirkungsvoll. Parallelen zu heutigen Umweltthemen sind nicht ganz zufällig.

Die vorletzte Station führte zu der dicksten Flatterulme Landshuts im wunderbaren Park der Nikolakirche. Sie hat sogar die Bombardierung des nahegelegenen Bahnhofs zum Ende des zweiten Weltkriegs überstanden und strotzt mit ihren 4,32 Metern Umfang nur so vor Vitalität. Nur an dieser Baumart leben die hübsche Hahnkammgallmilbe und der Ulmenblattfloh. Ich konnte lobend erwähnen, dass die Stadt seit einigen Jahren verstärkt diese Baumart pflanzt, besonders entlang der Isar-Radwege. Sie sind kerngesund und sehr wüchsig und haben auch die Trockensommer gut überstanden.

Den Abschluss der Baumführung bildete eine recht unscheinbare Manna-Esche am Kopf der Bahnhofsüberführung. Der in Südeuropa heimische Baum blüht und duftet im Juni und ist dann wesentlich auffälliger. Da er gegen das Eschentriebsterben nicht empfindlich ist, sollte er verstärkt berücksichtigt werden, gerade dort, wo die Bäume nicht zu hoch werden sollen. Das wäre dann ja etwas für das Isargestade, da man Flatterulmen da ja zu hoch fand, und mit den seither gepflanzten Rotblühenden Rosskastanien und auch den jetzt gepflanzten Kirschen wohl nicht zu viel Freude haben wird.

In Europa heimische Baumarten sollten bevorzugt werden, da deren angepasste Fauna leichter ihrem Wirtsbaum zu uns folgen kann als bei einem Exoten aus fernen Kontinenten – Ausnahmen bestätigen aber die Regel, siehe Netzwerk-Platane (eine in Westeuropa entstandene Hybridbaumart aus Amerikanischer und Europäischer Platane) und die aus Amerika stammende Gitternetzwanze. Ganz wichtig ist auch eine Vielfalt an Bäumen, um Schädlingen das Leben schwer zu machen.

Mit sehr vielen positiven Aspekten des Baumschutzes in der Stadt und dem gemeinsamen Wunsch, eher mehr als weniger Bäume in der Stadt zu wollen, entließen wir nach dieser klimaneutralen Radlsafari die Teilnehmer in den Sommerabend. Wir haben viele spannende Bäume besucht,
manches über Baumschutz gehört, und vor allem auch über die Leistungen der Bäume für den Lebensraum von uns Menschen. Ich will als OB das Wachstumsziel von mindestens 1000 neuen Bäumen in den ersten zwei Jahren umsetzen, um Landshut fit für den Klimawandel zu machen und als „lebenswertes Landshut“ (unser Wahlkampfmotto) zu erhalten.